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 Don Antonio Casanova nannte mir seinen Namen und fragte mich, ob meine Familie venetianischen Ursprungs sei. Don Antonio Casanova nannte mir seinen Namen und fragte mich, ob meine Familie venetianischen Ursprungs sei.
-»Ich bin, mein Herr,« antwortete ich ihm mit bescheidener Miene, »ein Urenkel vom Enkel des unglücklichen Marcantonio Casanova; er war Sekretär des Kardinals Pompeo Colonna und starb unter Papst Clemens dem Siebenten im Jahre 1528 zu Rom an der Pest.«+»Ich bin, mein Herr,« antwortete ich ihm mit bescheidener Miene, »ein Urenkel vom Enkel des unglücklichen Marcantonio Casanova; er war Sekretär des Kardinals Pompeo Colonna und starb unter Papst Clemens dem Siebenten im Jahre 1528 zu [[glossary:Rome|Rom]] an der Pest.«
 Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, so fiel Don Antonio mir um den Hals und nannte mich seinen Vetter. Im selben Augenblick bekam die ganze Gesellschaft Angst, daß Don Gennaro vor Lachen sterben würde; denn es schien nicht möglich, daß ein Mensch ohne Lehensgefahr so furchtbar lachen könnte. Frau Gennaro machte ein sehr ärgerliches Gesicht und sagte zu meinem neuen Vetter, er hätte wohl ihrem Manne diesen Auftritt ersparen können, da ihm ja doch seine Krankheit bekannt wäre. Don Antonio ließ sich aber nicht aus der Fassung bringen und antwortete ihr, er habe nicht ahnen können, daß die Sache lächerlich sei. Ich sagte kein Wort; denn im Grunde fand ich diese Verwandtschaftserkennung sehr lächerlich. Als unser armer Lachkranker sich wieder beruhigt hatte, lud Casanova, ohne seine ernste Miene zu verändern, mich und den jungen Paolo, der mein unzertrennlicher Freund geworden war, für den nächsten Tag zum Essen ein. Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, so fiel Don Antonio mir um den Hals und nannte mich seinen Vetter. Im selben Augenblick bekam die ganze Gesellschaft Angst, daß Don Gennaro vor Lachen sterben würde; denn es schien nicht möglich, daß ein Mensch ohne Lehensgefahr so furchtbar lachen könnte. Frau Gennaro machte ein sehr ärgerliches Gesicht und sagte zu meinem neuen Vetter, er hätte wohl ihrem Manne diesen Auftritt ersparen können, da ihm ja doch seine Krankheit bekannt wäre. Don Antonio ließ sich aber nicht aus der Fassung bringen und antwortete ihr, er habe nicht ahnen können, daß die Sache lächerlich sei. Ich sagte kein Wort; denn im Grunde fand ich diese Verwandtschaftserkennung sehr lächerlich. Als unser armer Lachkranker sich wieder beruhigt hatte, lud Casanova, ohne seine ernste Miene zu verändern, mich und den jungen Paolo, der mein unzertrennlicher Freund geworden war, für den nächsten Tag zum Essen ein.
  
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